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kein platz mehr für obdachlose

fritz-kola initiative „pfand gehört daneben“, bundesverband housing first und solidarische straße: gemeinsamer aufruf an bundesregierung und bezirksamt hamburg.

Hauptbahnhöfe sind für viele Menschen Drehkreuze des tägli-chen Lebens. Für obdachlose und bettelnde Menschen, die durch das Sammeln von Pfandflaschen ihre Lebensgrundlage sichern müssen, sind sie Zufluchtsorte und oft das einzige Dach über dem Kopf, das ihnen bleibt. Doch seit einigen Monaten wird ihr Leben durch verschärfte Kontrollen sowohl in Hamburg als auch in anderen Großstäd-ten massiv erschwert. Wohnungslose Menschen sehen sich mit Platzverweisen konfrontiert, die in Absprache mit und im Auftrag von Innenbehörde und Bezirksamt geplant und von der Polizei umgesetzt werden. Obdachlose Personen haben in ihrer Position oftmals eine geringe Beschwerdemacht – und werden deshalb immer wieder auf Außenbezirke verdrängt.

Die Verdrängung steht im klaren Widerspruch zum Aktionsplan der Bundesregierung zur Überwindung der Wohnungslosigkeit, der eine merkliche Verbesserung für Betroffene vorsieht, indem ihnen der Zugang zu dauerhaftem Wohnraum ermöglicht wird. Die fritz-kola Initiative „Pfand gehört daneben“, der Bundesver-band „Housing First“ und die „Initiative Solidarische Straße“ aus Hamburg schlagen deshalb Alarm und appellieren an die Bundesregierung und das Bezirksamt Hamburg, sofort kontraproduktive Maßnahmen zu beenden. Stattdessen braucht es Solidarisierung und dauerhafte Perspektiven für die Menschen. Das Bündnis fordert die flächendeckende Umsetzung des „Housing First“-Ansatzes, um Obdachlosigkeit in Deutschland langfristig zu verringern.

Obdachlose Menschen brauchen vor allem eins: eine Wohnung

In der bundesweiten Befragung von 1.003 Teilnehmern wird deutlich: Mehr als die Hälfte (52,8 %) befürwortet Maßnahmen wie Platzverweise oder Bettelverbote an Hauptbahnhöfen - wahrscheinlich in dem Vertrauen, dass obdachlose, bettelnde Menschen in ein unterstützendes System überführt werden.

Jedoch ist das Hilfesystem quantitativ und qualitativ unzureichend.

Es gibt kaum ausreichend Schlafplätze und die Unterkünfte reichen nicht aus, um die Grundbedürfnisse der Menschen zu decken. Angemessene Hilfe kann so nicht stattfinden. Ein ebenfalls großer Anteil der Befragten (54,6 %) erkennt den drängendsten Bedarf von obdachlosen Menschen – ein festes Dach über dem Kopf.
Doch genau das wird durch die Verdrängung maßgeblich verhindert. Es braucht kritische und solidarische Mitmenschen, um diesen Missstand aufzuklären. Weitere genannte Aspekte sind Gesundheitsversorgung (42,8 %), soziale Unterstützung (40,8 %), Sicherheit (36,3 %), Respekt von Mitmenschen (32,3 %), ein Job (28,1 %) und Privatsphäre (16,7 %). Housing First – eigene Wohnung statt Vertreibung.

Das sind wichtige Argumente für „Housing First“: Die deutliche Mehrheit aller Befragten (76,9 %) kennt diesen innovativen Ansatz zur Bekämpfung von Obdachlosigkeit allerdings nicht. Was steckt dahinter? „Obdachlosigkeit ist die krasseste Form der Armut in unserer Gesellschaft. Obdachlose Menschen leiden oftmals unter Hunger, Durst, Kälte oder Hitze, Gewalt sowie fehlender Privatsphäre. Dabei ist Wohnen ein Menschenrecht. Housing First setzt dieses Menschenrecht ganz unmittelbar um und bietet damit genau den Menschen ein Angebot, die vielfach von anderen Hilfen nicht mehr erreicht werden“, erklärt Julia von Lindern vom Bundesverband Housing First.
Housing First ist damit ein wegweisender Ansatz, der es ermöglicht, die zugrunde liegenden Probleme der Obdachlosigkeit anzugehen. Es ist wichtig, die Menschen in Deutschland darüber zu informieren und die großen Chancen dieser Initiative herauszustellen. Hamburg führt bereits seit 2021 ein Housing First Modellprojekt durch. Hier fordern die drei Initiativen einen Übergang der Modellphase in ein zeitlich unbeschränktes Konzept

Mehr Infos findest du hier